„Auf + Ab + Zu“

 

Künstlerhaus Ulm, Germany

2002

Pflanzenatem / Plantbreath
Pflanzenatem / Plantbreath
Pflanzenatem / Plantbreath
Pflanzenatem / Plantbreath

Auszüge aus der Eröffnungsrede Helmut Schneck, Tübingen


"...Weit jenseits aller gesellschaftlichen Brüche und historischer Fatalitäten entfaltet sich hier das stille Reich der atmenden Pflanzen, das gemeinsame Werk von Künstlerin und Künstler, ein „paradis artificiel“. Vergessen sind alle Mühen, Unwägbarkeiten und Abgründe des Erkenntnisprozesses. Bei Bürkle-Illi sind die Stängel aufgebaut aus abstrahierten geometrischen Formen, die zu Bausteinen der Natur werden. „Zu den wie Marionetten auf- und abatmenden Pflanzenstängeln gesellen sich leuchtend orangerote, an Lampionblumen erinnernde Fruchtstände, die sich blasebalgartig weiten, prall in ihrer Fülle ausdehnen, um dann wieder zu erschlaffen und zu Boden zu sinken… Zarte Fallschirmhaut und die durch Ventilatoren kanalisierte Raumluft bilden das Material dieser Pflanzenroboter. Eine sekundäre, phantastische Welt simuliert … die Pflanze als atmende Form, deren Struktur fragil und knochenlos ist. Das surrende und summende Blasen der Ventilatoren steht für den Energieaustausch, den die Pflanze als Lebensgrundlage für den Menschen leistet…“, schreibt Markus Wimmer dazu (3). Wie jetzt im Frühling verdrängen wir ja zu gern, dass auch die Natur selbst längst nicht mehr reine Natur, sondern durch die vielfältigen Eingriffe des Menschen heute – wenn der Ausdruck erlaubt ist – artifizielle Natur geworden ist. Bürkle und Illi haben hier Früchte und Stängel, weiblich und männlich, rot und grün, Entstehen und Vergehen, innen und außen, Kunst und Natur zu einem - fast möchte man sagen: schönen - Ausgleich gebracht.

Darf ich Sie nun ganz zum Schluss noch darauf hinweisen, wie leicht diese Pflanzen ausatmen und fallen? In manchen Sequenzen ihres Atmungsprozesses wachsen sie gemeinsam empor. Dann stehen sie still. In der verhaltenen Trauer ihres verschwebenden Niedergangs offenbaren sie uns eine großartige Leichtigkeit des Seins: eine Schule nicht nur für das Sehen, sondern für das Lebens selbst."

 

(3) Markus Wimmer, Pflanzenatem, in: Joystickduett und Katharsismaschine. Kunstapparate von Baden- württembergischen Künstlern, Hrsg. Kultur- und Sportamt der Stadt Bietigheim-Bissingen 2002, S.10f

 

 

© Helmut Schneck