Kunstverein Reutlingen

Ausstellung "Geboren 1953"

Reutlingen, 2013

 

darin:

Klaus Illi : "Schwankender Wald"

siehe dazu auch Video vom Schwankenden Wald im Arp-Museum Remagen (2:28Min):

https://www.youtube.com/watch?v=gEDwY4cZ0Sw

Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest
Schwankender Wald / Swaying forest

Zwölf grün-, grau- und schwarzgetönte „atmende Luftbäume“ strecken sich vertikal nach oben und schwanken unterschiedlich intensiv, biegen sich, wiegen sich manchmal auch partiell im Gleichklang, wie vom Wind in Atem gehalten. Das Schwanken kann dabei Ausmaße annehmen, die den Besucher in seiner Standsicherheit und Vertikalität tendenziell verunsichern, vor allem wenn er sich in diesen wie trunken wankenden Wald selbst hineinbegibt. Von Zeit zu Zeit sinken die bisweilen wild tanzenden, dann wieder sanft schwingenden Luftbäume zu Boden und geben den Raum fast vollständig wieder frei. »Ich atme für dich« stand auf einem Baum im Stuttgarter Schlossgarten, der für das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 fallen musste. Pflanzenatem steht als metaphorischer Begriff für die oxygene Fotosynthese, bei der Sauerstoff als Grundlage unserer menschlichen Atmung erzeugt wird. Im Atemgeben und -nehmen ist die ganze Natur verbunden; in diesem universalen Bezug liegt ein ökologischer, systemischer Aspekt.

»Aber ein Sturm weht vom Paradiese her …«, schreibt Walter Benjamin in seiner geschichtsphilosophischen These IX im Jahr 1940 pessimistisch, in der er den Engel des Bildes Angelus Novus von Paul Klee beschreibt,

der in den Sturm blickt, also das Antlitz der Vergangenheit, dem Paradies zuwendet. »Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel

wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.«

 

Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte. Werke und Nachlass, Kritische Gesamtausgabe Band 19, Frankfurt am Main 2010, S. 146.